Was bedeutet die Stagflation für Immobilieneigentümer?
Was genau ist Stagflation und welche Auswirkungen werde ich als Wohnungsbesitzer oder Eigentümer eines Mehrfamilienhauses sehen?
Für die meisten Eigentümer ist die Stagflation ein unbekanntes Phänomen, da sie letztmalig in den 70er Jahren aufgetreten ist. Dennoch sollten Sie sich frühzeitig mit dem Thema beschäftigen, da Experten bereits mit einer baldigen Stagflation rechnen.
Erhalten Sie daher hier alle wichtigen zu dem Thema und was Sie als Eigentümer jetzt unbedingt beachten müssen.
Was ist eine Stagflation?

Das Wort Stagflation ist eine Wortzusammensetzung aus “Stagnation” und “Inflation”. Es beschreibt ein vorherrschendes Szenario in einem Land, in dem gleichzeitig die Preise steigen (Inflation), aber das Wirtschaftswachstum nicht oder nur sehr gering vorhanden ist (Stagnation).
Dabei ist es für sehr viele Menschen nahezu unbekannt, da es ein extrem seltenes Phänomen ist. Zuletzt und erstmalig wurde die Stagflation in den 70er Jahren im Zuge der Ölkrise beobachtet. Aufgrund der derzeitigen Lage rund um den Ukraine-Krieg, der stark steigende Inflation, der Lieferketten Probleme und der Zinssteigerungen vermehren sich die Sorgen, dass eine Stagflation sich in Deutschland und Europa einstellen wird.
Eine gefährliche Spirale - was passiert bei einer Stagflation?

Bei einer Stagflation herrscht der Zustand von steigenden Preisen bei gleichzeitigem stagnierendem Wirtschaftswachstum. Auslöser dafür können Angebotsschocks oder Kriege sein. Diese Situationen führen dann zu stark steigenden Preisen (so wie es bei den aktuellen Ölpreisen durch die Verknappung von Russland ist), die wiederum zu Kostensteigerungen bei anderen Unternehmen führen. Als Folge stellt sich eine gefährliche Spirale von Preissteigerungen ein. Erhöhte Kosten werden an den Endkonsumenten durch Preissteigerungen weitergegeben. Konsumenten wiederum verlangen dann höhere Löhne bei ihren Arbeitgebern, um die gestiegenen Kosten auszugleichen. Dies ist der Auslöser für eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale. Höhere Löhne bedeuten weiter steigende Kosten und somit startet der gefährliche Kreislauf.
Unternehmen hingegen werden generell kosten sensibler arbeiten und weniger Mitarbeiter einstellen bzw. auch Kündigungen durchführen müssen. Folglich steigt die Arbeitslosenquote. Dies wiederum sorgt dafür, dass weniger konsumiert wird und Unternehmen weniger Gewinne erwirtschaften können. Einfach gesprochen, wird eine ganze Volkswirtschaft dann ein stagnierendes Wirtschaftswachstum (gemessen am Bruttoinlandsprodukt) feststellen. Dieser Zustand beschreibt die Stagnation. Das Gefährlichste an diesem Zustand ist, dass es nur äußerst schwierig umkehrbar ist. Der einzige Weg ist das Brechen der Inflationserwartungen.
Wie wirkt sich eine Stagflation auf Investments/Anlagen aus?
Grundsätzlich ist eine Vorhersage von Renditen für unterschiedliche Anlageklassen nicht so einfach, besonders nicht während einer Stagflation. Intuitiv lässt sich jedoch sagen, dass Sachwerte und Rohstoffe Profiteure einer derartigen Situation sein sollten. Verlierer sind meistens Unternehmen selber, da sie sich in neuen regulatorischen Umgebungen befinden und mit steigenden Kosten sowie geringeren Einnahmen rechnen müssen.
In der Praxis können sich jedoch unterschiedliche Szenarien einstellen, da es noch andere konkurrierende oder unterstützende Faktoren gibt. So auch bei Immobilien (wie bspw. Zinshäuser, Wohnungen und ganze Mehrfamilienhäuser).
Wie verändern sich Immobilienpreise bei einer Stagflation?
Experten erwarten steigende Immobilienpreise während einer Stagflation, da Sachwerte in der Regel inflationsgeschützt sind. Jedoch stehen Wohnungsbesitzer aktuell vor einer noch nie dagewesenen Situation. Immobilienpreise sind in den letzten Jahren so erheblich gestiegen, dass die Preise nicht mehr in Relation zu den Mieten stehen und somit häufig von einer Überhitzung gesprochen wird. Das führt derzeit zu einem erheblichen Nachfragerückgang. Die steigenden Zinsen machen überteuerte Immobilien derart uninteressant, dass es nur zu einer Reduzierung des Preises kommen kann. Auf der anderen Seite fehlen noch alternative Investments und solange genügend Investment-Kapital vorhanden ist, bleibt eine Nachfrage vorhanden.
Eine einfache Antwort auf die Frage ist entsprechend kaum möglich. Vermutlich werden gute Immobilien jedoch besser durch diese Phase durchkommen und gleichbleibende oder leicht steigende Preise vorweisen können. Von einer guten Immobilie kann gesprochen werden, wenn z.B.:
- die Immobilie gut vermietet ist (Verkaufspreis steht in einem gesunden Verhältnis zur Miete)
- die Mieter einen indexbasierten Mietvertrag haben
- die Mieter eine gute Bonität vorweisen können und somit wenig anfällig für steigenden Kosten sind
- die Immobilie regelmäßig saniert oder modernisiert wurde
- die Immobilie keinen regulatorischen Vorgaben unterliegt (bspw. durch einen Denkmalschutz oder durch Sanierungsvorschriften)
- die Immobilie eine gute Lage hat und somit eine überdurchschnittliche Mietnachfrage besitzt
Finden Sie hier heraus wie Immobilieninvestoren auf die veränderte Marktsituation reagieren:
Was soll ich als Immobilienbesitzer bei einer Stagflation beachten?
Es empfiehlt sich insbesondere die vorherigen aufgezählten Punkte für seine Immobilie genau zu überprüfen. Überprüfen Sie zusätzlich genau, wann der Verkauf einer Immobilie ansteht. Hier ist beispielsweise die Spekulationsfrist oder die Erbschaftsteuer genau zu beachten.
Hier können Sie unsere wichtigsten Tipps sehen:
- Überprüfen Sie aktuelle Mietverträge und Bewirtschaftungskosten durch die Hausverwaltung und versuchen Sie diese entsprechend anzupassen
- Verfolgen Sie die aktuellen Marktgeschehnisse und politische Diskussion zur Regulierung genau und fragen Sie Experten um Hilfe
- Überprüfen Sie Ihren Verkaufszeitpunkt und handeln entsprechend (finden Sie einen Partner, der Ihnen eine gute Käuferschaft vermitteln kann)
Fazit: die Gefahr der Stagflation wird für viele Immobilien eine Preisreduzierung bedeuten!

Die Antwort auf die Frage der Auswirkung der Stagflation ist nicht einfach. Grundsätzlich sollten Immobilienpreise steigen. Dennoch gibt es diesmal eine andere Ausgangslage und sinkende Immobilienpreise sind nicht ausgeschlossen, sogar fast zu erwarten. Vornehmlich schlechtere Immobilien werden in den kommenden Monaten stärker leiden. Vermutlich erfolgt nun eine Zeit, in der alte Weisheiten (bspw. Lage, Lage, Lage) wieder an Bedeutung gewinnen werden und sich neue Weisheiten entwickeln können (bspw. MEHR - Mietvertrag, Einkaufspreis, Hausverwaltung, Regulierung).